Warum?

Bedachtsamkeit als Wegbereiter für Rostocks historischen Bürgerentscheid

Bürger nur „Stimmvieh“ für Olympia?

Ob in Rostock, Berlin oder Hamburg: Der olympische Traum wird gern verkürzt und pauschalisiert zum Traum aller von den Stadtvätern verklärt. Dabei unterscheidet sich deren Blickwinkel auf olympische Effekte wesentlich von der Bevölkerungssicht. So z.B. beim fundamentalen Begriff “Nachhaltigkeit”. Bürger verstehen darunter die Wahrung oder Steigerung der persönlichen Lebensqualität in Wohnumfeld und Stadtbild dank neuer Olympiabauten. Hingegen meinen Stadtobere und Bauherren damit eigentlich die Nachhaltigkeit ihrer Investitionen im ökonomischen Sinne, die zudem durch diverse Fördergelder subventioniert werden können. Doch das mit Olympia verdiente Geld ist flexibel. Einwohner und nachfolgende Generationen müssen mit den olympischen Hinterlassenschaften aber weiter leben.

Olympia bietet prinzipiell große Chancen. Aber nicht minder wiegen die Risiken auf den langem Weg einer Bewerbung zu den Spielen. Enorme Mittel und Kapazitäten müssen gebündelt werden, die insbesondere einer finanzschwachen Stadt wie Rostock wichtige Gestaltungskraft an anderen Stellen rauben können. Da es eigentlich “nur” um 14 Tage olympisches Segeln vor Warnemünde 2024/2028 geht, wird Nachhaltigkeit zu einem zwiespältigen Begriff.

Dennoch werben die Stadtoberen um die möglichst breite Zustimmung aller Rostocker. Diese ist laut Vorgabe des Internationalen Olympischen Kommitees (IOC) eine Grundvoraussetzung. Denn das deutliche NEIN der Münchner gegen die Winterspiele 2022 hat zu den Reformen des IOC mit beigetragen. Per Bürgerentscheid wehrten sich die Bayern im November 2013 gegen die Olympia-Bewerbung mit dem Motto: “Umweltzerstörung, Mietpreis-Explosion, IOC Knebelverträge: So macht Olympia unsere Heimat kaputt!” Seitdem stehen Akzeptanz bei der Bevölkerung, Ökologie und Nachhaltigkeit ganz oben im Anforderungsprofil für die olympischen Austragungsorte. Das gilt nun auch für Rostock.

Fotostrecke: Olympiabewerbung 2013 aus verscheidenen Blickwinkeln

Die Bürgerschaft hat daher erstmalig die Durchführung eines Bürgerentscheids beschlossen. Das ist historisch für Rostock. Über ein wichtiges Zukunftsvorhaben der Stadt soll bald die Bevölkerung abstimmen! Um sich dafür ausreichend informiert eine unabhängie Meinung zu bilden und sich für die Abstimmung zu wappnen, richtet sich diese Webseite an die breite Öffentlichkeit. Denn Olympia kann nicht nur bei Stadtbild und -entwicklung sondern vor allem bei Lebensqualität und Identitätsgefühl nachhaltig Spuren bei Rostocks Einwohnern hinterlassen. Diese können sowohl positiver als auch negativer Art sein. Das hängt von der sorgfältigen Abwägungung aller Aspekte ab. Die Bürger sind schließlich weder “Denkmal-Stifter” noch “Stimmvieh” für die Olympia-Träume einiger naheliegender Profiteure.

Unterm Strich müssen aber alle von Olympia partizipieren können. Daher tauschen Sie sich hierzu via „Brabbl” aus! Das ist das neue Diskussions- und Mitbestimmungs-Tool der Zukunft. Denn zusammen ist man schlauer als alleine. So wird die eigene Meinung zum wichtigen Bestandteil der gemeinsamen Antwort auf die Fragen: Will die demokratische Mehrheit der Rostocker Olympia oder nicht? Und wenn ja, zu welchem Preis und zu welchen Bedingungen?